SCHUTZ 2012 Teil 2

JgBW1 "Hoch- und Deutschmeister" übt Objektschutz und Lufttransport

Formierung in der Wiener Maria Theresien - Kaserne und Verlegung des Jägerbataillons Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" auf den Truppenübungsplatz Allentsteig bildeten die Phase eins der SCHUTZ 2012. Die darauf folgende Phase zwei dient dem vorbereitenden Einsatztraining für die Gefechtsübung. Schwerpunkte dieses Trainings sind Scharfschießen, Gefechtstechniken im urbanen Raum und Luftbeweglichkeit mit Hubschraubern.     

Schneller schießen und besser treffen als der Gegner - so lautet eine alte militärische Forderung! Für heutige internationale Stabilisierungseinsätze genügt das alleine aber längst nicht mehr - da gilt es, ein politisch formuliertes Mandat mit einem Minimum an militärischer Gewalt umzusetzen. Ähnliches gilt auch für Einsätze eines Jägerbataillons der Miliz zum Objektschutz oder zur Unterstützung der Sicherheitsbehörden, die ja mitten in der heimischen Zivilbevölkerung stattfinden. Deswegen sind eine sichere Handhabung der Bewaffnung und ein stetes Mitdenken im Sinne des Auftrages gleichrangiges Trainingsziel!

 

Mit Feuereifer im wahrsten Sinne des Wortes beginnen die "Deutschmeister" das Schießtraining mit allen Infanteriewaffen des Bataillons. Wir besuchen das Schießen mit dem Sturmgewehr 77 und dem Maschinengewehr 74, das absolut professionell und sicher ablief! Da hat auch der Sanitäter gut lachen, weil es für ihn nichts zu tun gab! In der Dämmerung liefen dann die Vorbereitungen zum Nachtschießen an. Wir haben die Stellung des überschweren Maschinengewehrs M 2 - einer echten "Jahrhundertwaffe" - besucht. Interessant auch - wie die Panzerabwehrrohre 66/79 - die "Taschenartillerie" der Jäger - für den Einsatz vorbereitet werden! Das Nachtschießen mit dem Ausleuchten durch schwere Granatwerfer und Panzerabwehrrohre bietet dann besonders eindrucksvolle Bilder!  

Seit dem Jahr 2008 leben erstmals weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land, und der Trend zur Verstädterung - Urbanisierung genannt - wird sich in den nächsten Jahrzehnten weiter fortsetzen. Bei der Analyse aktueller militärischer Einsätze stellt man auch rasch fest, daß Einsätze in verbautem Gebiet zunehmend an Bedeutung gewinnen! Diesen Einsatzerfordernissen folgend hat die Heerestruppenschule Verfahren und Gefechtstechniken entwickelt, um Einsätze im urbanen Raum durchzuführen. Bemerkenswert rasch hat das Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" diese neuen Ausbildungsthemen in sein Trainingsprogramm aufgenommen. Eifrig üben die "Deutschmeister" in der Urbanen Trainingsanlage Steinbach das Nehmen von Straßenzügen, das Überwinden von Kreuzungen und auch das Nehmen von Gebäuden - alles Grundlagen, um beim Kampf im urbanen Raum erfolgreich bestehen zu können!

 

Oft muß der Kampf auch in Trümmerfeldern geführt werden, die durch vorangegangene Kämpfe oder durch Terroranschläge entstanden sind. Auch solche oftmals unübersichtlichen Gefechtslagen gehören zum Training bei dieser ambitionierten Milizübung. Alte Manöverhasen berichten uns ja immer wieder von hitzigen Diskussionen mit Schiedsrichtern, wer denn jetzt wirklich ausgefallen sei! Für solche kniffligen Entscheidungen kann uns die Duellsimulatorausrüstung wertvolle Hilfestellung bieten. Sie besteht aus einem Sender an der Waffe und mehreren Empfängern am Soldaten, die Treffer anzeigen, worauf dann eine freundliche Stimme mit "Ausgefallen!" eine Gefechtspause einleitet! So werden das gefechtsmäßige Verhalten der Soldaten gefördert und Gefechte nachvollziehbar gemacht. Unser kleiner Gefechtsausschnitt vom Training der Wachgruppe des Bataillonsgefechtsstandes zeigt uns dabei, wie wichtig es ist, auch nach oben zu sehen! 

Im Jahr 12 des beginnenden 3. Jahrtausends erleben wir alle, wie die Wehrbudgets der europäischen Staaten stetig vermindert werden. Dies hat zur Folge, daß die europäischen Armeen immer kleiner werden und dadurch die Anzahl verfügbarer Truppen gleichfalls abnimmt. Deshalb ist es in Zeiten wie diesen richtig und wichtig, die vorhandenen Kräfte möglichst flexibel und mobil einzusetzen! Ein sehr geeignetes Mittel dazu ist, ganz gezielt die Luftbeweglichkeit unserer Jägerverbände zu forcieren. In diesem Bereich ist das Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" Trendsetter und startet motiviert auch in die dritte Dimension durch! Dazu hat man beim Kommando Luftunterstützung gleich den modernsten Hubschrauber des Bundesheeres angefordert - den S 70 Black Hawk!  

 

An dieser Stelle ein kurzer technischer Steckbrief des "Schwarzen Falken" - bis zu 4.000 Pferdestärken, Fluggeschwindigkeit bis zu 360 km/h, Flughöhe bis zu 6.000 Metern, Nutzlast bis zu vier Tonnen! Bemerkenswert sind auch die hohe Zuverlässigkeit, das Wetterradar, der gute Crashschutz und der Selbstschutz gegen Angriffe mit Lenkwaffen. Das Luftunterstützungsgeschwader betreibt in seiner mittleren Transporthubschrauberstaffel auf dem Fliegerhorst Brumowski in Langenlebarn neun Black Hawks. Von dort aus werden die Hubschrauber in erster Linie zum Personen- und Materialtransport sowie für Rettungseinsätze eingesetzt.

 

Gleich nach der Landung begrüßt Bataillonskommandant Major Blaha mit einigen Mitgliedern des Bataillonsstabes die Besatzung des Black Hawk und bespricht mit den Piloten die fliegerischen Aufträge des Tages. Zwei Jägergruppen haben das Einschweben des Hubschraubers gespannt beobachtet und nehmen sogleich das Training am Hubschrauber auf! Es beginnt mit einer Einweisung durch die Bordtechniker über das Verhalten am Hubschrauber. Dann folgen Sicherheitshinweise: "Waffe entladen - Lauf nach unten, weil ein Loch im Boden ist uns lieber als ein Loch im Triebwerk!" - so die pointierte Ansage! Auch das richtige Anschnallen für die Soldaten, die einen Sitzplatz ergattern, wird gezeigt. Danach üben die Jäger mit ihrer Bewaffnung das Einsteigen in den Frachtraum des Hubschraubers. Schon ein Blick in den Black Hawk macht uns sicher - das ist wahrlich kein Ferienflieger und das mit dem "Gewehrlauf nach unten" kriegen wir auch noch hin! 

In Phase zwei der SCHUTZ 2012 haben wir die Schwerpunkte des vorbereitenden Einsatztrainings beim Jägerbataillon Wien 1 "Hoch- und Deutschmeister" besucht. Wir waren beim Schießtraining, beim Üben von Gefechtstechniken im urbanen Raum und beim Training mit dem Black Hawk in der ersten Reihe mit dabei! All diese Trainingsschritte dienen der Vorbereitung auf die nun folgende Phase drei - die Gefechtsphase, die natürlich den Höhepunkt der SCHUTZ 2012 bildet!

 

Der erste Gefechtsausschnitt zeigt uns einen Jägerhalbzug - bestehend aus zwei Jägergruppen - der mit einem Black Hawk eingeflogen wird! Dieses Szenario bildet auch einen Teil des Programmes des Besuchertages und wird vom S 3 der "Deutschmeister" Major Tarbuk den geladenen Gästen bei typischem "Jägerwetter" - also ungemütlich und mit Regen - präsentiert. Als S 3 im Bataillonsstab ist Major Tarbuk mit den Agenden der Einsatzführung des Bataillons betraut. Der erste Schritt zur erfolgreichen Anlandung ist immer die Erkundung! Die Landezone muß den Sicherheitsaspekten des Fluggerätes genügen und den taktischen Bedürfnissen der Truppe entsprechen! Anzustreben ist auch, daß die Landezone durch den Gegner nicht einsehbar und so zumindest vor feindlichem Flachfeuer geschützt ist. Das gesamte Verfahren wird mit den Besatzungen der Hubschrauber abgesprochen und bei taktischem Bedarf abgerufen.

 

Ist der Black Hawk im Anflug, beginnt der große Auftritt des Einweisers! Zuerst hockt er unscheinbar in der Wiese und wartet. Bei Sichtkontakt mit dem Hubschrauber springt er dann auf und weist den Piloten mit ausgebreiteten Armen ihren Landeplatz zu. Wenn nötig kann der Einweiser auch mit Rauchkörpern die Windverhältnisse in Bodennähe anzeigen. Die rechte Schiebetür zum Frachtraum wird geöffnet, die Jäger verlassen den Hubschrauber und machen sich mit ihren Sturmgewehren sichernd neben dem Black Hawk klein. Die Schiebetür wird geschlossen, und mit ordentlichem Downwash erhebt sich der mächtige Hubschrauber in die Lüfte und fliegt wieder davon!

 

Jetzt beginnt am Boden die Arbeit des Einweisers für die eingeflogenen Jägerkräfte. Er übermittelt deren Kommandanten letzte taktische Informationen und weist die beiden Jägergruppen in ihre Stellungen ein. Im Laufschritt beziehen die Jäger die Stellungen und wehren sogleich den Angriff feindlicher Kräfte im scharfen Schuß ab! Bewährtes Prinzip beim Scharfschießen ist seit Jahrhunderten das Vieraugenprinzip - denn vier Augen sehen bekanntlich mehr als zwei! Darum befindet sich in jeder Kampfdeckung bei den Jägern ein Instruktor, der sich als Hauptauftrag um die Sicherheit beim Schießen kümmert - leicht erkennbar an der roten Armschleife!

 

Das ganze Szenario vom Anflug bis zum Feuerkampf können wir gleichsam live aus der Sicht des Einweisers verfolgen - also näher dran geht wirklich nicht! Eindrucksvoll wird uns vor Augen geführt, wie schnell und präzise die "Deutschmeister" mittels Hubschrauber an ihren Einsatzort angelandet werden können. Wie richtig und wichtig das für Einsätze ist, zeigt uns schon ein Blick in die Kernaufgaben der Jägerbataillone der Miliz - nämlich: Katastrophenhilfe, sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz und Schutz von wichtigen Gebäuden und Einrichtungen!  

So Kameraden - nach diesem beeindruckenden Szenario wollen wir vorerst unseren Besuch auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig beenden. An dieser Stelle geht mein ganz spezieller Dank heute an die Öffentlichkeitsarbeiter des Bataillons, die mich stets ganz toll unterstützt haben! Ganz besonders möchte ich dem Bataillonsfotografen Kurt Frühwirth danken, der die Fotos vom Nachtschießen für diesen Artikel bereitgestellt hat! Und versprochen - im dritten Teil werden uns die "Deutschmeister" wieder zeigen, daß sie´s voll drauf haben! Nach einer kleinen Pause steigen wir wieder mit frischem Mut in die Gefechtsphase der SCHUTZ 2012 ein!  


 

Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen beim Jägerbatailllon Wien 1 "Hoch - und Deutschmeister!

Ein journalistischer Beitrag von unserem Vereinsmitglied Anton Czech